Die geschichtliche Entwicklung Hinterherbergs




GRÜNDUNG DURCH DAS KLOSTER NIEDERALTEICH


Hinterherberg verdankt seine Gründung ebenso wie Vorderherberg der Rodungstätigkeit des Klosters Niederalteich im Gebiet des Schachtens - "Schocha". Geschichtsschreiber, Pfarrer Joseph Klämpfl glaubte sogar, Hinter- und Vorderherberg seien zunächst nur Unterkünfte für Holzhauer gewesen. Wahrscheinlicher ist, dass die Abtei Niederalteich Land an Siedler zur Kolonisation freigab und dass die Siedler dafür grundbar waren. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde im Schachten die Gegend um Hinter- und Vorderherberg, Hinter- und Vorderreit sowie Einöd um 900-1000 gerodet und dem Feldbau nutzbar gemacht.


HERZOG TASSILO SCHENKT DEM KLOSTER DEN "SCHOCHA"


Herzog Tassilo (748-788) belohnte die erfolgreiche Tätigkeit des Klosters mit dem anstoßendem Wald bei Auerbach (cellola Urpah), der heut noch "Schocha" genannt wird. Diese Schenkung umfasste auch die Vorberge des "Böhmerwaldes" bis zur Rusel. Dieses beträchtliche Gebiet bildete den Umfang der Urpfarrei Auerbach. Nach einer Zusamenstellung von 1631 besaß das Kloster damals noch im Amte Auerbach den Schachten mit Rot- und Weißtannen, Lärchen und Birken in einer Ausdehnung von über 2000 Tagwerk. Nach der Abwicklung der Säkularisation im Jahre 1803 blieben davon noch 141 Hektar als Staatswald übrig.


ORTSNAME HINTERHERBERG


Im Hermanncodex aus dem Jahre 1242 wird Hinterherberg erstmals als "Herweig interior" (Innernherweig) erwähnt. Unter Abt Hermann (1242 - 1273) wurden alle Besitztümer und Grunddienstbarkeiten des Klosters Niederalteich urkundlich zusammengefasst. Der Hermanncodex ist das älteste Dokument für unsere Gegend und beschreibt genau die Besitzer und Abgaben (Zehent) für jedes Dorf. Der Ort hieß von etwa 1300 - 1500 Innernherweig und dann bis etwa 1800 Hohenherberg. Seit dem 19. Jahrhundert heißt die Ortschaft Hinterherberg.
Im 2. Jahrhundert verleiht und bestätigt der Abt von Niederalteich als Grundherr dem Leupold und seinen Brüdern einen Drittelhof in Innernherweig nach Erbrecht. Ebenso wird um 1440 den Inhaber der Höfe in Hinterherg ihr Erbrecht vom Niederalteicher Abt bestätigt. In den folgenden Jahrhunderten finden wir in Hinterherberg meist 5 Halbhöfe und ein Hirtshaus.


DIE GRUNDHERREN UND ABGABEN


Der größte Grundherr in unserer Gegend war das Kloster Niederalteich, dem bereits 1242 das ganz Gebiet der späteren Gemeinde Urlading grundbar war. Das dauerte bis 1803, als der Staat - das Königreich Bayern - diese Grundherrschaftsrechte übernahm. Die Grunduntertanen in Hinterherberg besaßen Erbrechtshöfe, das hieß, das Anwesen ging auf die Erben über.
Die Gundherrschaft schloss gewisse Rechte ein. So hatte der Grundherr beim Verkauf das Vorkaufsrecht, ohne seine Erlaubnis durfte auf dem Hof nichts Wesentliches geändert werden. Der Grunduntertan hatte den Hof zur Nutznießung und Bewirtschaftung und musste gewisse Abgaben an den Grundherrn entrichten.
In den vergangenen Jahrhunderten findet man in den Hengersberger und Niederalteicher Steuer- und Abgabebüchern in Hinterherberg meist 5 Halbhöfe und ein Hirtenhaus. Die Höfe waren im Mittelalter ihrer Größe nach eingeteilt in ganze Höfe (oder 4 Viertel-Höfe), in halbe Höfe, in Viertel- oder sogar Achtelhöfe. Zu einem ganzen Hof gehörten mindestens 50 Tagwerk Feld, Wiesen und Wald nicht gerechnet. Die Grundherrschaft für Hinterherberg war beim Kloster Niederalteich. Den Zehnten (Zehent oder Pachtzins) entrichten sie zu ein Drittel dem Kloster und zu zwei Drittel der Kirche von Auerbach.


NATURALLEISTUNGEN AN DAS KLOSTER UND DIE PFARREI


In den Zehentverzeichnissen des 13. und 18. Jahrhunderts findet man dagegen 12 bzw. 10 Viertelhöfe in Hinterherberg. Das lässt sich wahrscheinlich damit erklären, dass es zu dem Hof noch ein Inhaus, das Austragshaus mit eigenem Grund gab. Die folgenden Angaben entsprechen etwa dem Stand von 1700 - 1800 und sind aus verschiedenen Stuerbüchern zusammengefasst. Die Abgaben galten jeweils für das ganz Dorf. Für Hinterherberg war folgendes festgelegt: 87 Urnen Korn (eine Urne entsprich rund 13 Litern), 207 Pfennig ins, 400 Eier und 4 Schafe.
Vom Bluet-Zehent. Jeder Bauer in der Pfarrei gibt für den Bleut-Zehent jährlich dem Pfarr-Vikar einen jungen Hahn, er mag viel oder wenig "gefliglet" haben. Von "Gäns und Änden" hat der Pfarrei völligen Zehent. Dazu gab es auch noch den Kraut- oder Heuzehent und weitere Abgaben.
Im Abgabenverzeichnis der Pfarrei Auerbach des Jahres 1740 stehen bei "Hinderhörberg" folgende Besitzer: Martin Stadler, Niklas Wöber, Georg Schober, Martin Nothafft und Adam Schober. Ein Besitzer Trenner erscheint nicht im Abgabeverzeichnis, obwohl auf dem Zaigerhof seit 1640 die Familie Trenner lebt.


SÄKULARISATION 1803 - AUFHEBUNG DER ABTEI NIEDERAL


Die Aufhebung der Abtei Niederaltaich am 23. März 1803 veränderte die wirtschaftliche Situation im Bereich Auerbach radikal. „Aus den zehentpflichtigen Untertanen, Pächtern und Angestellten des Klosters wurden nun“ – nach der Aufhebung des Klosters – „Bauern, selbständige Handwerker und Tagelöhner“. Mit dem Verschwinden der Grundherrschaft verschwanden aber auch die ungeschriebenen Rechte und Verdienstmöglichkeiten der einstigen Untergebenen. Die Grundherrschaft mit allen Besitztümern ging an den Staat über. Schon 1805 schrieben die Dorfgemeinschaften Vorder- und Hinterherberg, Vorder- und Hinterreit, Einöd, Prechhausen, .....Unter- und Oberauerbach an die Landesdirektion, sie hätten seit „urfürdenklichen Zeiten und grauen Jahren“ das Recht gehabt, in den ehemals der Abtei Niederaltaich gehörenden Schachten ihr Vieh einweiden zu dürfen, sowie Brennholzrechte als auch Streurechte dort besessen. Die Weide-, Holz- und Streurechte der Rechtler wurden vom Forstamt Deggendorf erst um 1830 mit Grundstücken im Schachten abgelöst. Der Sprecher und Anführer der Rechtler war damals ein gewisser Weber aus Hinterreit. Der Katasterauszug aus dem Jahre 1828 zeigt das ganze Gebiet südwestlich des Einödgrabens in Richtung Einöd, Kohlhaus und Vorderreit noch als Königswald (K.W.)
(Die alten Grenzsteine – RN – markieren heute noch den ehemaligen Klostergrund) Obwohl der Staat schon im Jahre 1804 mit der Purifikation ( Bereinigung der Besitzansprüche und Abgeltung alter Rechte ) begonnen hatte, konnte die neuen Besitzverhältnisse erst um 1832 abgeschlossen werden. Die Rechtler aus Hinterherberg wurden vom Königreich sehr großzügig mit Waldgrundstücken aus dem „Schocha“ entschädigt. Die „Schochawiesen“ waren wahrscheinlich schon zur Zeit der Grundherrschaft des Klosters Niederaltaich im Besitz der Hinterherber Bauern. Die vielen Grenzsteine sind dafür der Nachweis.


HAUSNAMEN


Bereits 1696 werden in der Auerbacher Gemeindechronik für die Anwesen in der Ortschaft Hinterherberg folgende Hausnamen genannt: Gwandtnergut, Zaigergut, Häcklgut, Wiesengrillgut, Fröschfangergut und ein Hüthaus.
Rudolf Janik schreibt im Jahre 1935 in der „Geschichte von Schaufling und Umgebung“ folgendes über die Ortschaft Hinterherberg.
Die Angaben zu den Hofbesitzern stammen aus dem Jahre 1935.
Nr. 68/69 Trenner Pankratz (Zaigergut), Halbhof;
Nr. 70 Stadler Georg sen. (Fröschfangergut), Halbhof;
Nr. 71 abgebrochen, Inhaus zu HausNr. 70
Nr. 72 Weber Josef (Wiesgrillenbauer), Halbhof
Nr. 73 abgebrochen, Inhaus zu HausNr. 72
Nr. 74 Schober Josef (Gwandergut), Halbhof
Nr. 75 abgebrochen, Inhaus zu 74
Nr. 76 Stadler Georg jun. (Häcklgut), Halbhof
Nr. 77 abgebrochen, Inhaus zu 76
Nr. 78 abgebrochen, erbaut um 1800
Im Urkataster von 1828 gibt es in Hinterherberg 5 Halbhöfe und je ein Inhaus.


HEUTIGE HAUSNAMEN

HausNr. 3 a Manfred und Sonja Artinger
HausNr. 3 Eugen und Brigitte Weber
HausNr. 5 Prof. Dr. Wolfgang Grundl, früher HausNr. 74
HausNr. 7 Josef Weber (Jaklbauer), früher HausNr. 76
HausNr. 9 Josef und Sandra Artinger (Peterbauer), früher HausNr. 68/69
HausNr. 4 Georg und Maria Weber, früher Inhaus zu 76 („ELAB Schos und de Sei“)
HausNr. 6 Anton und Birgit Stadler (Strasser), früher HausNr. 70
HausNr. 8 Josef Weber (Schusterbauer), früher HausNr. 72


I. WELTKRIEG


Aus der Gemeinde Urlading leisteten 80 Männer im I. Weltkrieg Kriegsdienst, wovon 18 nicht mehr in die Heimat zurückkehrten. Es waren aus Hinterherberg: Stadler Alfons, vermisst am 11.07.1916 und Josef Trenner, gefallen am 10.08.1917.


II. WELTKRIEG

Während des II. Weltkrieg fiel Stadler Georg (vom Jaklbauerhof) am 03.10.1941. Trenner Otto (Peterbauer) wird seit Januar 1945 vermisst.


QUELLEN


Rudolf Janik, Geschichte von Schaufling und Umgebung, 1935, Hirt Verlag München
Rudolf Gerstenhöfer, Michael Westerholz, Auerbach - Chronik einer Gemeinde, PNP-Verlag Passau Georg Stadtmüller, Geschichte der Abtei Niederalteich, Morsak Verlag, Grafena


HEIMATGESCHICHTE

731 Gründung des Klosters Niederaltaich
780 Herzog Tassilo schenkt dem Kloster den "Schocha"
787 Beginn der Rodung im Gebiet Auerbach
900-1000 Rodung der Gegend um Hinterherberg
1009 Mönch Gunther legt einen Weg von Niederalteich
nach Böhmen an; "Gunthersteig"
1242 Hermanncodex; erste urkundliche Erwähnung
Hinterherbergs
1430-1440 Halbhöfe - Erbrechtshöfe
Um 1500 Zaigergut - erste urkundliche Erwähnung
Seit 1640 Stammbaum der Familie Trenner (lückenlos),
ab 1962 Familie Artinger
Seit 1803 Säkularisation - Aufhebung der Abtei Niederaltaich,
Ende der Abhängigkeit von Niederaltaich
Um 1818 Bildung der politischen Gemeinde Urlading
Um 1830 Die Rechtler aus Hinterherberg erhalten vom
Königreich Bayern Waldgrundstücke aus dem
"Schocha"
1928 Antrag auf Umgemeindung nach Auerbach
(Hinter- und Vorderherberg, Hinter- und Vorderreit,
Einöd und Prechhausen)
1970/1971 Bau der Gemeindeverbindungsstraße von
Vorderherberg nach Prechhausen
1972 Gebietsreform: Hinterherberg kommt zur Gemeinde
Auerbach
1979 Übertragung des Zaigerhofes ins Museumsdorf
"Bayerischer Wald", Tittling
2009 Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft -
unser Dorf soll schöner werden"

BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

im Jahre 1527 4 Anwesen
im Jahre 1600 5 Anwesen
im Jahre 1689 5 Anwesen
im Jahre 1752 5 Anwesen
im Jahre 1828 11 Anwesen
im Jahre 1865 11 Anwesen
im Jahre 1912 6 Anwesen
im Jahre 1934 6 Anwesen
im Jahre 2009 8 Anwesen

BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

im Jahre 1828 Anzahl der Einwohner 77
1865 45
1890 30
1900 40
1907 53
1925 43
1933 40
1986 33
2009 27

ALTERSSTRUKTUR IM MAI 2009

0-6 Jahre 5 Einwohner
7-18 Jahre 1 Einwohner
18-65 Jahre 16 Einwohner
über 65 Jahre 5 Einwohner